Text: Lisbeth Kuhnt  Fotos: Matthias Weinhold, Familienarchiv

Führung Alice Mattenberger«Gestatten, Alice Mattenberger» – Szenische Führung auf der Habsburg

Sommerferienzeit, Sommerwetter … ich fragte mich, ob es überhaupt Sinn macht, in dieser Zeit, wo viele Mitglieder vielleicht anderswo unterwegs sind, einen Anlass in unserer Nähe zu planen. Und ja, es war richtig! Und ja, es hat sich gelohnt.

Eine Gruppe von 22 Personen ist der Einladung gefolgt, sich am 20. Juli 2023 auf der Habsburg über Leben und letzten Arbeitsort der beliebten Schlosswirtin Alice Mattenberger zu informieren.

Alice Mattenberger (mit Schuerze) und LeiterwagenErwartungsvoll warteten wir auf der Terrasse vor dem Schloss – und Alice kam nicht. Als Verantwortliche für diesen Anlass wurde ich doch langsam nervös und machte mir Gedanken, wie ich den Nachmittag noch «retten» könnte. Aufgeschreckt durch ein Telefon mit Museum Aargau kam dann doch die Erlösung, resp. die Darstellerin der Wirtin Mattenberger, Esther Duran-Gloor. Ein Falscheintrag in der Agenda kann jedem von uns passieren!

Details zur Baugeschichte der HabsburgWir nahmen es gelassen und begannen den Rundgang durch die Geschichte der Habsburg und das Leben als Wirtin hier oben einfach mit einer kleinen Verspätung. Belohnt wurde unsere Gruppe mit sehr interessanten Ausführungen und vielen heiteren Details.

Alice Mattenberger als kleines MeiteliWir hörten, wie Alice und ihr jüngerer Bruder von ihrem Vater einfach auf der Gemeindekanzlei Habsburg abgegeben wurden. Alice hatte das Glück, vom damaligen Wirteehepaar Hummel adoptiert zu werden, der kleine Bruder kam als Verdingkind auf einen Bauernhof auf dem Bözberg.

Das erste Automobil in der Gemeinde HabsburgTrotz diesem schlechten Start ins Leben hatte Alice eine glückliche Zeit im Schloss, heiratete 1927 Hans Mattenberger und kam nach dem frühen Tod ihrer Adoptivmutter mit ihrem kleinen Sohn Heinz zurück auf die Habsburg und packte kräftig mit an. Die Umstände von damals schilderte sie uns sehr anschaulich, und man staunte und fragte sich, wie in der kleinen Küche für 100 Gäste gekocht werden konnte oder wie all die nötigen Lebensmittel mit dem kleinen Leiterwagen hergebracht wurden. Details zur Burg gibt es im InnenhofOder wie muss es gewesen sein, einmal pro Woche für ein Bad nach Schinznach zu marschieren? Erst später konnte der Luxus einer Badewanne in der Burg realisiert werden. Auch die Freude über eine eigene Stube – lange diente die Gaststube für die Familie und die Gäste gemeinsam – spürten wir aus der Erzählung.

Zwei kleine Moerser zur Brand-AlarmierungWir hörten von der schrecklichen Kälte im Winter, wir stellten uns vor, wie es war, als in den Kriegsjahren 80 Soldaten hier einquartiert wurden, und bei all diesen Schwierigkeiten blieb Alice Mattenberger die tüchtige und beliebte Schlosswirtin und meisterte alle ihre Aufgaben.

Lafette zum Abfeuern des Feueralarm-MoersersDie Führerin verstand es, unsere Gruppe nicht nur mit Begebenheiten aus ihrem Leben zu unterhalten, sondern sie flocht auch immer wieder geschichtliche Tatsachen aus den Anfängen der Burg, der Bedeutung der Habsburgerdynastie und einiger berühmter Vertreter aus diesem Hause ein.

Grosser Turm: oberste Ebene mit jahrhundertealten BalkenEin herzlicher Applaus und ein grosses Dankeschön für die Führung beendeten den ersten Teil des Nachmittags.

Ein kurzer Spaziergang ins Dorf hinunter führte uns dann in die zum kleinen Gartenbeizli umfunktionierte Garage bei Rosemarie Feuermann. An langen Tischen kam es zu guten Gesprächen bei Tranksame, Kuchen und feinen Nussgipfeln sowie Glacé.

Schlossstube mit Kachelofen aus dem 18. Jahrh.Was kümmerte es uns also noch, ob der Schlossherr auf der Burg oben sein Restaurant geschlossen hielt! Wir hatten einen gemütlichen Ausklang des kurzen Sommerausfluges, und als uns Stefan Wüst noch sein Hochstudhaus zeigte und stolz über die Besonderheiten des alten Hauses berichtete, war dies noch das i-Tüpfchen auf den gelungenen Nachmittag.

Lisbeth Kuhnt