Text: Annegret Seeberger Fotos: M. Weinhold, N. + L. Vogt
Abenteuer Südamerika, eine Reise durch Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien
Ein Reisebericht mit wunderschönen Landschaftsfotos, beeindruckenden Tier- und Pflanzenbildern und aussergewöhnlichen Ereignissen, geschildert von Nadine und Leonie Vogt, zwei Enkelinnen unseres forum 60 plus-Mitglieds Lisbeth Kuhnt, verbreiteten Reisestimmung am gut besuchten Montagnachmittag des 11. November 2024 im Gemeindesaal Hausen.
Der geschilderte, suboptimale Start zu Beginn der Reise im letzten Quartal 2023 erzeugte auch beim Publikum ein Kribbeln in der Magengegend: Eine Lebensmittelvergiftung, welche einen abenteuerlichen, kurzen Notfallaufenthalt im bolivianischen Spital nötig machte. Glücklicherweise war diese nicht zu ernsthaft, sodass die Reise nach ein paar Tagen Erholung fortgesetzt werden konnte. Die Erlebnisse in den einzelnen Destinationen und den Örtlichkeiten des südamerikanischen UNESCO-Welterbes waren vielfältig:
Unerwartet eindrucksvolle, tierische und pflanzliche Begegnungen, Schnorcheln mit Delfinen und Tauchen mit Hammerhaien, einem in die Flucht geschlagenen, versuchten Handy-Dieb (gut gemacht, Leonie!), atemberaubende Sonnenuntergänge, anstrengende Wanderungen bei Meereshöhe, in der Salzwüste und bis in die Anden hinauf, unheimliche öV-Busfahrten durchs Hinterland, liebenswerte Begegnungen mit Landsleuten, kulinarisch fruchtige Köstlichkeiten wie auch gut verdauliche fremdländische Leckerbissen.
Interview durch Annegret Seeberger:
Danke für diesen beeindruckenden Reisebericht, es ist unglaublich, was Ihr alles erlebt habt!
Annegret | Was hat Euch zwei Geschwister auf die Idee gebracht, eine fast 3-monatige Reise mit Rucksack zu unternehmen? |
Leonie: | Ich reise sehr gerne. |
Nadine: | Ich war noch nie so lange reisen. Ich denke, wir beide harmonieren gut untereinander, auch unterwegs und dann war nur noch die Frage, wohin wollen wir reisen. |
Leonie: | Mein erster Gedanke war, vielleicht Süd-Ost-Asien könnte spannend sein, Nadine brachte Südamerika ein und dann haben wir uns über diese Destinationen etwas informiert, diverses nachgelesen und uns rasch für Südamerika entschieden mit Flug nach Bolivien, Ausgangspunkt die Stadt La Paz. |
Annegret | Wie habt ihr diese Reise vorbereitet, was habt ihr von hier, von daheim aus geplant oder gebucht? |
Leonie: | Von der Reihenfolge her war klar, dass wir Bolivien als erstes anfliegen und dann erst nach Peru, weiter nach Ecuador und zuletzt nach Kolumbien reisen. In Bolivien wollten wir unbedingt an den Titicacasee mit den schwimmenden Schilfinseln gehen, und weil die Anreise von La Paz aus einfacher ist, war dies unser Ausgangspunkt. |
Nadine: | Von daheim aus haben wir nur den Hinflug nach La Paz mit den beiden ersten Nächten in einem Hostel gebucht. Das war's. Die Örtlichkeiten, also die wichtigsten, unbedingten Sehenswürdigkeiten unserer Reise haben wir daheim nur aufgelistet: Bolivien mit Titicacasee, die Salzwüste 'Salar de Uyuni'. Die Anden Peru's mit mehrtägigem Wandern und Übernachten beim Salkantay-Trekking bis nach Machu Picchu hinauf. |
Leonie: | Ich wollte unbedingt in den Amazonas und zu den Galapagos-Inseln. |
Annegret | Was habt ihr sonst noch für Vorbereitungen getroffen? |
Nadine: | Wir waren sehr 'spontan' unterwegs, rückblickend vielleicht auch etwas blauäugig. Übernachtet haben wir hauptsächlich in Hostels oder Airbnb. In grösseren Städten gabs auch eher jüngere Touristen, mit welchen wir uns ausgetauscht haben, welche uns Tipps gegeben haben. Die 'Google-Suche' gab Ideen, was wir vor Ort unternehmen konnten. |
Annegret | Was hat euch in Südamerika am meisten überrascht? |
Nadine: | Die einfachen oder ärmlichen Verhältnisse. Und es ist sehr laut, man schreit, man tanzt, man ist nicht diskret oder zurückhaltend. Das war mein erster Eindruck. Auch die Leistungsfähigkeit der Bewohner, was mir in La Paz aufgefallen ist, das knapp 4000 Meter über Meer liegt. Hauptsächlich die Frauen 'krampfen' körperlich, wenn sie die schweren Säcke mit Kartoffeln und Gemüse schleppen in ihren vielen Schichten aus Röcken, welche ihre Hüfte betonen, was Zeichen von Schönheit und Fruchtbarkeit ist. |
Annegret | Womit habt ihr nicht gerechnet? |
Leonie: | Mit der Höhe, dass die dünne Luft uns beim Wandern zusetzen kann, dass wir ins Schnaufen kommen. Gegen die Höhenkrankheit wird den Hotelgästen schon beim Zmorge einen Tee aus Kokablättern serviert. Das hat eine gesundheitlich stärkende Wirkung und wurde schon von den Inkas genutzt. Die Peruaner kauen Kokablätter, das haben wir aber nicht probiert. Wir tranken nur den Kokatee. |
Annegret | Wie war die Reaktion eures Umfeldes auf diese lange Reise? Oder gab es Bedenken? |
Leonie: | Hauptsächlich positiv. Unsere Mutter hatte etwas Bedenken. Aber mit dem Blog auf der App 'Polarstep' konnte man unseren Standort und die Erlebnisse sozusagen mitverfolgen, sobald wir wieder WLan hatten. Wir haben meistens vorausschauend die nächsten 2-3 Etappen der Reiseroute veröffentlicht. |
Nadine: | Wir haben uns aber auch häufig erst während dem Reisen spontan für eine Unternehmung oder einen Abstecher entschieden, wenn wir etwas Interessantes entdeckt haben. |
Annegret | Rückblickend: Was war euer schlimmstes oder negativstes Erlebnis? |
Leonie: | Die Lebensmittelvergiftung mit Salmonellen, welche etwa 5 Tagen dauerte. Wir wechselten uns ab mit 'Krank und Einkaufen'; wem es besser ging, der kaufte Bananen, Zwieback und Cola ein. |
Nadine: | Die eine Busfahrt in Bolivien, als nachts irgendwo angehalten wurde, weil die Strasse verschüttet war. Es wurde nichts kommuniziert, es war heiss, es wurde laut, es bildeten sich unter den Busgästen Gruppierungen. Die einen wollten mit Umweg weiterfahren, die anderen wollten zurückkehren und alles in spanischer Sprache. Wir waren die einzigen Touristen unter Einheimischen, verstanden nur wenig spanisch und hatten das Glück, dass die netten Sitznachbarn uns in einfachem Spanisch die Umstände erklärten. |
Annegret | Was waren eure Reise-Highlights? |
Nadine: | Das eine Highlight war sicher der mehrtägige Salkantay-Trek. Zu Fuss fast 80 km wandern und frühmorgens bei schönstem Wetter ankommen, dieses Weltwunder sehen und fast ohne weitere Touristen Machu Picchu geniessen. |
Leonie: | Ein anderes Highlight war für mich bei den Galapagos-Inseln Isabela und San Cristobal: Das Tauchen mit den Hammerhaien und beim Schnorcheln mit Delfinen. Die waren sehr nahe, dass man sie fast berühren konnte. |
Nadine: | Überhaupt die Flora und Fauna unter und über dem Wasser. Auch der Amazonas mit dem Regenwald, seiner Artenvielfalt und unserer gewählten, nicht typisch-touristischen Tour mit einfacher Unterkunft im Dschungel und ohne Handyempfang, welche nur tagsüber etwas Strom hatte und man die Affengruppen hörte und beobachten konnte, welche in den Bäumen herumkletterten. |
Im Namen von forum 60 plus danke ich euch für diesen eindrücklichen Reisebericht und das Interview.
Ihr seid herzlich zu Kaffee und verschiedenen südamerikanischen Kuchen und Guetzlis eingeladen, welche durch Vereinsmitglieder zubereitet, gebacken und verziert wurden.