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Text: Lisbeth Kuhnt

Friedrich Theodor FröhlichDas Erlebnis «Konzert in der Alten Reithalle Aarau» vom 10. März 2024

Eine Gruppe von 19 musikbegeisterten forum-60-plus-Mitgliedern besuchte am Sonntag-Nachmittag das Konzert in der Alten Reithalle in Aarau. Vor Beginn verfolgten wir in der Konzerteinführung aufmerksam die Ausführungen von Frau Dr. Verena Naegele, die uns versprach, dass wir heute ein klassisches Konzert erleben würden in drei ganz verschiedenen Teilen: Klassik romantisch, Klassik neoklassisch und zuletzt Klassik klassisch.

Ihre wertvollen Erklärungen mit kurzen Musikbeispielen machte mich sehr neugierig auf die drei ausgewählten Werke.

Am Beginn des Konzertes stand die romantische Ouvertüre in B-Dur des aus Brugg stammenden Friedrich Theodor Fröhlich, geb. 1803. Ein ruhiges, heiteres Werk mit sehr eingängigen Bläserpassagen, und wir können nur erahnen, wie viel Schönes der Komponist noch geschaffen hätte, hätte er damals mehr Anerkennung und Unterstützung erfahren. So endete das Leben des Frühromantikers bereits mit 33 Jahren durch einen Sprung in die Aare. Fröhlich hinterliess viele Kompositionen, darunter mehr als 600 Chorwerke und Klavierlieder.

Carl Nielsen (1865 – 1931) führte uns mit dem Konzert für Flöte und Orchester in die Zeit der wilden 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ich war sehr froh über die Erklärungen von Frau Dr. Naegele, konnte ich so doch viel besser auf die Einzelheiten des Werkes achten. Klassik? hatte ich mich gefragt. Das traditionelle Schema ist in Nielsens Werk zum Teil aufgelöst, die ruhige Harmonik wird durch häufig wechselnde Tonarten ersetzt. Manchmal lustig und heiter spielt die Flöte mit einzelnen Soloinstrumenten des Orchesters. Besonders witzig das Duett von Flöte mit Pauke oder Flöte mit Oboe oder mit Fagott. Hier knüpft das Werk an das klassische Concerto grosso oder eine Sinfonia concertante an. Meisterhaft spielte die australische Solistin Ana de la Vega den anspruchsvollen Part. Kaum wurde ihr eine Pause vergönnt, denn Nielsens Musik strebt zügig vorwärts und verlangte der Künstlerin grosse Virtuosität ab. Es war sehr interessant, auf all die besprochenen Details zu achten. Auf der Heimfahrt im Zug stellte ich mir aber vor, wie es wäre, Ana de la Vega in einem Flötenkonzert von Mozart zu erleben, Musik die direkt in unsere Herzen fliesst und uns träumen lässt. Klassik klassisch eben. Und meine Erinnerungen gingen zurück in die Zeit, als ich mit unserer Tochter zusammen Mozarts Flötenkonzerte in der Bearbeitung für Flöte und Klavier einübte.

Nach der Pause kam ich dann bei Beethovens 2. Sinfonie voll auf meine Rechnung. Dieses Werk, bei der Uraufführung 1803 als bizarr und wild kritisiert, kündigt schon die heroische Musik Beethovens an, die uns heute immer wieder neu begeistert. Diese Sinfonie verlangt dem Orchester das Äusserste ab, vor allem im letzten Satz. Und wie die argovia philharmonic sie uns präsentierte, war grosse Klasse. Das ist sicher auch dem jungen brasilianischen Dirigenten Eduardo Strausser zu verdanken. Mit seinem Dirigentenstab und vor allem mit der linken Hand führte er das Orchester subtil durch die leisen, ruhigen Momente wie auch durch die wild hereinbrechenden Passagen. Es war faszinierend zuzuschauen, wie Strausser mit den oft weit gespreizten Fingern den Musikern vermitteln konnte, wie er ihr Musizieren wünschte. Wenn man seinen Werdegang liest, ist es wie eine grosse Weltreise von den USA über Europa bis Australien. Viele namhafte Orchester hat er schon dirigiert, in den schönsten Konzertsälen ist er zuhause. So war es eine besondere Ehre, dass wir ihn zusammen mit der argovia philharmonic erleben durften. Der langanhaltende Beifall für den Dirigenten wie auch für die grossartige Flötistin war wirklich verdient. Dieses schöne Konzerterlebnis hallt noch länger an und macht Lust auf weitere. Kommen Sie wieder einmal mit? Ich hätte da noch eine schöne Idee.

Lisbeth Kuhnt