2019 09 12 Bourbaki Panorama 01Von: Lisbeth Kuhnt       Fotos: Heidi Wasem

Reportage: Besuch Bourbaki-Panorama und Löwendenkmal – zwei spannende Geschichtsstunden am 12.09.2019

Als Folgeveranstaltung zum Referat von Herrn Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg über die Gründung des Roten Kreuzes war ein Besuch des Bourbaki-Panoramas in Luzern geplant und 15 interessierte Mitglieder von forum 60 plus folgten der Einladung.


2019 09 12 Bourbaki Panorama 02Bei warmem, spätsommerlichem Wetter reisten wir nach Luzern und spazierten zum Panorama. Hier begrüsste uns eine Mitarbeiterin des Museums und erzählte uns zuerst die Geschichte der Panorama-Rotunde. Dass das Gebäude, nachdem das Besucherinteresse am riesigen Panoramabild zurückgegangen war, während Jahrzehnten eine für die damalige Zeit moderne Parkgarage war, wussten wohl die wenigsten von uns. Bald wechselten wir dann zur Galerie, zum eigentlichen Rundbild. Es fröstelte uns fast, als wir in die kalte Winterlandschaft von Les Verrières im Val-de-Travers versetzt wurden und uns als Betrachter mitten in der Internierung der französischen Ostarmee befanden.

2019 09 12 Bourbaki Panorama 03Diese Flüchtlingsaufnahme von rund 87'000 Soldaten und 12'000 Pferden am 1. Februar 1871 hat der Maler Edouard Castres sehr wirklichkeitsgetreu auf die riesige Leinwand von 10 x 112 m (ursprünglich sogar 14 x 112 m) gebracht. Die Entwaffnung der Soldaten, die selbstlose Hilfe durch die Schweizer Bevölkerung und durch das Rote Kreuz, das ganze Elend der geschlagenen Bourbaki-Armee ist auf dem Panorama und dem gestalteten Vorgelände förmlich spürbar. Die durch Frau Gisler kompetent vermittelten Informationen über den deutsch-französischen Krieg und über die Bemühungen von General Hans Herzog, Oberbefehlshaber zur Zeit der Grenzbesetzung 1870/71, liessen den Besuch des Panoramas zu einer anschaulichen Geschichtsstunde werden. Die Aufnahme der 87'000 Soldaten (3% der damaligen Bevölkerung), verteilt auf 190 Ortschaften, stellte immense Anforderungen an die Schweiz.

1700 Soldaten sind in dieser Zeit als Folge von Erschöpfung, an Verwundungen oder Krankheiten gestorben. Sie wurden in der Schweiz beerdigt und Denkmäler erinnern an sie. In unserem Bezirk sind solche Denkmäler bei der ref. Kirche in Birr und vor dem Eingang zur Klosterkirche Königsfelden. Die Internierung dauerte 6 Wochen. Im März 1871 konnten die Internierten nach Frankreich zurückkehren.

2019 09 12 Bourbaki Panorama 06Eine weitere solche Geschichtsstunde wurde anschliessend der Spaziergang zum Löwendenkmal. Herr Dr. Stüssi-Lauterburg führte uns zurück in die Zeit der französischen Revolution und der Verteidigung der Tuilerien am 10. August 1792 durch rund 1000 Schweizergardisten in den Diensten von König Ludwig XVI. Die Darstellung des verwundeten, sterbenden Löwen ist aus dem Sandsteinfelsen herausgehauen und wurde vom Gardeoffizier Karl Pfyffer von Altishofen zur Erinnerung und Ehrung seiner gefallenen Kameraden angeregt. Für die Ausführung konnte der berühmte dänische Bildhauer Bertel Thorwaldsen gewonnen werden. Das Löwendenkmal ist eines der bekanntesten Denkmäler der Schweiz und eine grosse Touristenattraktion von Luzern. Marc Twain schrieb in einem Reisebericht, dass der Löwe «das bewegendste und traurigste Stück Stein der Welt sei». Wenn wir den packenden Schilderungen der Geschehnisse vom August 1792 durch Jürg Stüssi-Lauterburg aufmerksam gefolgt sind, kann man dieser Beschreibung nur zustimmen.

Zwei spannende und vor allem prägende Ereignisse der Schweizergeschichte durften wir an unserem Ausflug nach Luzern kennen lernen. Ich danke allen Beteiligten herzlich für ihren Beitrag.

Lisbeth Kuhnt