Drucken

2019 03 20 Stress im Alter 01Reportage des Referats «Ich habe keine Zeit» vom 20. März 2019 von Elisabeth Salchli

Rund 25 Personen waren schnell bereit, statt der üblichen Vortragsbestuhlung, sich in einem grossen Kreis zu sammeln. Damit wollte die Referentin zeigen, dass alle gleichberechtigt zu diesem Thema etwas zu sagen haben.


Ich habe keine Zeit – wofür denn? Für persönliche Bedürfnisse? Für die Anforderungen des Umfeldes? Zeit nehmen und Zeit haben bedeutet Prioritäten setzen und bedenken, dass wir für alles im Alter mehr Zeit einplanen müssen.
Was ist das eigentlich, die Zeit? Nicht greifbar und doch im Alltag allgegenwärtig. Man kann Zeit verschenken, totschlagen, stoppen, darüber schreiben und sie läuft uns davon. Sichtbar wird sie nur durch die Uhr.
Zeit läuft stetig und unaufhaltsam in eine Richtung ab, die wir Zukunft nennen und nicht kennen – und hinterlässt eine Vergangenheit, die wir erfahren haben.

Die Wahrnehmung der Zeit hängt davon ab, was in der Zeit passiert. Ein ereignisreicher Zeitraum erscheint kurz. Hingegen dauern ereignisarme Zeiträume manchmal quälend lange – Aber: Paradoxerweise empfinden wir im Rückblick die Zeiten gerade umgekehrt.. In ereignisreichen Zeiten hat man viele neue Informationen eingespeichert, so dass dieser Zeitraum lange erscheint. Umgekehrt erscheinen ereignisarme Zeiten im Rückblick kurz, da kaum Informationen darüber gespeichert sind.

Je älter wir werden, um so kostbarer wird die Zeit. Das Altern selber nimmt schon mehr Zeit in Anspruch. Wir werden unmerklich immer langsamer und brauchen für alles mehr Zeit.

Die «Work-Life-Balance» der Werktätigen wäre wohl im Alter eine Age-Life-Balance, d.h. eine Ausgewogenheit und Vereinbarkeit finden zwischen den Anforderungen des Alterns und der eigenen Befindlichkeit, das Ausbalancieren von Ruhe und Aktivität. Die beste Einsicht, vom Stress der Anforderungen weg zu kommen, ist: Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen.

Wenn Sie pressiert sind, gehen Sie langsam oder machen Sie einen Umweg (altes japanisches Sprichwort). Die Missgeschicke, die uns passieren, wenn wir pressieren wollen, brauchen viel Zeit, um wieder in Ordnung gebracht zu werden.

Für ein 10-jähriges Kind ist ein Jahr ein Zehntel seines Lebens – für einen 80jährigen ist es ein achzigstel und das ist wesentlich weniger.

Je älter wir werden, um so weniger werden wir mit tendenziell Neuem konfrontiert, das unser Gehirn speichert. Die bekannten Erlebnisbausteine sind Routine geworden und werden vom Gehirn als nicht aktiv wahrgenommen. Zudem sinkt die Aufnahme- und Lernfähigkeit. Um einer drohenden Eintönigkeit zu entgehen, übernehmen sich viele ältere Menschen. Das Gefühl noch gebraucht zu werden ist ganz wichtig, sollte aber im Einklang sein mit den Anforderungen, die wir leisten können. Es braucht eine gewisse Alterscoolness, um sich nicht vereinnahmen zu lassen, um nicht überall zuzusagen aus lauter Angst, sonst vergessen zu werden.

«Immer wenn Du meinst, etwas zu verpassen, bleibt Dir auch etwas erspart!»
5 Strategien: Delegieren, Loslassen, dem Müssiggang frönen, egoistisch sein, Neues lernen, denn: Der Weg der Gelassenheit führt über Bildung und Gelassenheit führt zur Entschleunigung.

Elisabeth Salchli